1. Warum soll ich meinen Hund überhaupt impfen lassen?

Der erste Grund ist klar. Durch eine konsequente Impfung verhindern oder vermindern wir die Wahrscheinlichkeit, dass unser Hund ernsthaft an der jeweiligen Krankheit erkrankt. Wir als Halter haben also die Pflicht unseren Liebling durch das Impfen eine Erkrankung zu ersparen. Das ist aber nur eine Seite. Die andere Seite ist unsere Pflicht, nicht nur egoistisch an unseren Hund zu denken, sondern auch an alle anderen Hunde, mit denen unser Vierbeiner in Kontakt kommt. Je mehr Hunde in einer Region gegen einen Erreger geimpft sind, desto unwahrscheinlicher kann sich die Krankheit bei einem Ausbruch ausbreiten. Dieses Prinzip nennt man „Herdenimmunität“. Ein großer Vorteil ist, dass durch die Herdenimmunität auch Hunde geschützt werden, die anfälliger gegenüber dem Krankheitserreger sind als der Durchschnitt. Dazu gehören unsere Hunde-Senioren, Welpen oder auch Hunde, die trotz Impfen keinen Impfschutz entwickeln („Non-Responder“). Impfen ist daher eine echte Gemeinschaftsleistung und man sollte sich daher nicht darauf ausruhen, dass die anderen ihre Hunde impfen lassen.

2. Warum soll ich überhaupt gegen Krankheiten impfen, die es scheinbar bei uns gar nicht mehr gibt?

Das viele Infektionskrankheiten bei unseren Hunden in der EU nicht mehr vorkommen ist unter anderem ein Verdienst der vielen Hundler, die ihren Vierbeiner in der Vergangenheit gewissenhaft haben impfen lassen. Die Krankheitsfälle bei Hunden sind manchmal so selten, dass sie aus unserer Wahrnehmung verschwinden. Die Erreger sind deswegen jedoch nicht ausgerottet und es kann jederzeit wieder zu einem Ausbruch dieser Krankheiten kommen. Dies liegt unter anderem daran, dass die Erreger nicht nur in unseren Hunden vorkommen, sondern oftmals auch in Wildtieren, wie Marder, Füchsen oder Waschbären. Da unsere Hunde uns oft auch auf Reisen begleiten, können Krankheitserreger aus Ländern eingeschleppt werden, in denen der Erreger noch häufiger vorkommt. Dabei ist es bei manchen Krankheiten noch nicht einmal nötig, dass unser Hund in einen direkten Kontakt mit einem kranken Tier kommt. Es gibt Krankheitserreger, die beispielsweise über den Kot übertragen werden können.

3. Was sind Core- und Non-Core-Impfstoffe?

Um den Hund nicht unnötig zu Impfen werden mittlerweile zwei Arten von Impfstoffen unterschieden. „Core-Impfstoffe“ bieten einen Schutz gegen Krankheitserreger gegen die jeder Hund geschützt sein sollte. Dies liegt daran, dass der Erreger weltweit verbreitet ist, eine Infektion mit dem Erreger sehr schwere Krankheitsverläufe hervorruft, der Erreger dazu neigt sich epidemieartig auszubreiten, oder es sich eventuell um eine Zoonose handelt. Also eine Infektionskrankheit, die zwischen Menschen und Tieren übertragbar ist. „Non-Core-Impfstoffe“ hingegen sind nicht für alle Hunde notwendig. Sie können jedoch für Hunde wichtig sein, die eine höhere Wahrscheinlichkeit haben infiziert zu werden. Zum Beispiel, weil der Erreger im Urlaubsland vorkommt oder der Hund immer wieder mit Wildtieren in Kontakt kommt. Die Impfung mit Non-Core-Impfstoffen ist für jeden Hund individuell festzulegen und sollte natürlich vorher mit dem Tierarzt besprochen werden. Ob ein Impfstoff zu den Core- oder zu den Non-Core-Impfstoffen gezählt wird, ist von Land zu Land unterschiedlich. Tierärzte orientieren sich daher an den Impfempfehlungen, welche von tierärztlichen Organisationen Ihrer Länder herausgegeben werden.

4. Gegen was sollte mein Hund auf jeden Fall geimpft sein (Core-Impfungen)?

Als notwendige oder sehr empfehlenswerte Impfungen gelten in Deutschland/Österreich/Schweiz:

  • Staupe verursacht durch den Canine Distemper Virus (CDV).
  • Hepatitis contagiosa canis (HCC) verursacht durch das Canine Adenovirus 1 (CAV-1).
  • Parvovirose verursacht durch verschiedene Varianten des Canine Parvovirus (CPV-2).
  • Leptospirose verursacht durch bakterielle Leptospiren.
  • Tollwut verursacht durch das Tollwutvirus.

5. Gegen welche Erreger kann eine Impfung außerdem noch sinnvoll sein (Non-Core-Impfungen)?

Von Hund zu Hund unterschiedlich werden in Deutschland/Österreich/Schweiz noch folgende Impfungen empfohlen:

  • Canines Parainfluenzavirus als einer der Haupterreger des Zwingerhusten
  • Bordetella bronchiseptica als ein weiterer Haupterreger des Zwingerhustens
  • Borrelien verursachen die Lyme-Borreliose des Hundes
  • Canines Herpesvirus 1 kann Welpensterben oder auch Zwingerhusten verursachen
  • Canines Coronavirus verursachen Magen-Darm-Entzündungen/ Atemwegserkrankungen
  • Babesia canis verursachen die Babesiose des Hundes („Hundemalaria“).
  • Trichophyton und Mikrosporum sind Pilze welche die Hautpilzerkrankung Dermatophytose hervorrufen.
  • Leishmania infantum verursacht als Blutparasit die Leishmaniose.

6. Wie läuft beim Impfen die Grundimmunisierung eines Welpen ab?

Der Welpe wird in den ersten Lebenswochen mit Antikörpern aus der Muttermilch versorgt. Eine Impfung ist daher in den ersten Lebenswochen nicht notwendig. Eine Impfung wäre auch nicht sehr wirksam, da diese mütterlichen Antikörper den Impfstoff neutralisieren würden. Man geht davon aus, dass dieser Impfschutz durch die Muttermilch in der 8. bis12. Lebenswoche so schwach geworden ist, dass eine Impfung für unseren Hund notwendig und auch wirksam ist. Es wird daher empfohlen die erste Core-Impfung in der 6. bis 8. Lebenswoche zu beginnen und diese Impfung alle 2 bis 4 Wochen zu wiederholen, bis der Hund 16 Wochen oder älter ist. Bis dahin erhält unser Hund also 3 oder 4 Core-Impfungen.

Je nachdem in welcher Lebenswoche mit der Grundimmunisierung begonnen wird und in welchen Abständen die Wiederholungsimpfungen erfolgen. Die Grundimmunisierung des Hundes wird mit der letzten Core-Impfung, dem sogenannten „Booster“ abgeschlossen. Sollte der Hund bisher keinen ausreichenden Impfschutz durch die ersten 3-4 Core-Impfungen aufgebaut haben, wird dies mit dem Booster spätestens erreicht. Es gibt unterschiedliche Empfehlungen wann dieser Booster gegeben werden soll. Die deutsche StIKo Vet und die österreichische Tierärztekammer (ÖTK) geben den 15. oder 16. Lebensmonat für den Booster an. Die schweizerische Vereinigung für Kleintiermedizin (SVK) und die internationale Vaccination Guidelines Group (VGG) empfehlen die letzte Impfung der Grundimmunisierung in der Zeit zwischen dem 6. und 12. Lebensmonat zu verabreichen. Der Grundimmunisierung schließen sich die Wiederholungsimpfungen in regelmäßigen Abständen an.

7. Wie laufen die Wiederholungsimpfungen ab?

Nach abgeschlossener Grundimmunisierung folgen die Wiederholungsimpfungen des Hundes. Diese werden, je nach Impfstoff, Angaben des Herstellers und individueller Situation von Hund und Halter, alle 1 bis 3 Jahre gegeben.

8. Warum unterscheiden sich die Zeiträume zwischen den Wiederholungsimpfungen?

Der zugesicherte Impfschutz nach der Impfung liegt je nach Impfstoff meistens zwischen 1 und 4 Jahren. Jedoch ist der Impfschutz vergleichbar mit dem Haltbarkeitsdatum von Jogurt im Supermarkt. Der hält auch länger als es auf der Verpackung steht. Manchmal sogar bedeutend länger. Bei den Impfstoffen ist das ähnlich. Der Impfschutz ist oftmals bedeutend länger als die angegebenen Zeiträume. Was passiert aber mit abgelaufenem Jogurt im Supermarkt? Der wird aus den Regalen genommen und weggeworfen, denn der Supermarkt will da kein Risiko eingehen. Auch beim Impfen möchte der Arzt kein Risiko eingehen und impft unseren Liebling nach den Empfehlungen des Herstellers. Auch wenn es vielleicht nicht notwendig ist, so sind zumindest in Bezug auf den Impfschutz, damit alle auf der sicheren Seite. Der Tierarzt, wir und natürlich unser Hund.

9. Wie werden Hunde aus dem Tierschutz geimpft?

Weiß man nicht wie alt der Hund ist und welchen Impfstatus er hat, wird sein Alter geschätzt und davon ausgegangen, dass er nicht geimpft worden ist. Natürlich muss der Hund vorher untersucht werden, ob er gesund und bereit für die Impfungen ist. Bei jungen Tieren empfiehlt die StIKo Vet, den Hund alle 2 bis 4 Wochen zu impfen, bis er ein geschätztes Alter von 16 Wochen erreicht hat. Bei älteren Hunden reicht eine einmalige Impfung mit dem geeigneten Impfstoff aus. Danach folgen in regelmäßigen Abständen die Wiederholungsimpfungen.

10. Ich möchte meinen Hund nur so oft impfen lassen wie nötig – welche Möglichkeiten gibt es?

Sprecht am besten mit dem Tierarzt eures Vertrauens über die Wiederholungsimpfungen. Am besten holt ihr euch auch noch eine zweite oder sogar dritte Meinung ein. Denn auch unter Tierärzten wird dieses Thema teilweise heftig diskutiert. Sagt eurem Tierarzt, dass ihr den Impfstoff mit dem längsten zugesicherten Impfschutz haben möchtet. Eine weitere Möglichkeit ist, dass ihr mit eurem Tierarzt vereinbart seltener zu impfen, als es vom Hersteller angegeben ist. Das nennt man eine „Off-Label-Anwendung“. Dabei weicht die Anwendung des Arzneimittels durch den Arzt von den Angaben des Herstellers ab. Das ist natürlich ein zweiseitiges Schwert für den Tierarzt. Denn sollte dann doch mal der Impfschutz versagen, fällt das natürlich wieder auf ihn zurück.

So schreibt zum Beispiel die Schweizerische Vereinigung für Kleintiermedizin in Ihrer Impfempfehlung: „Grundsätzlich sind die Angaben der Impfstoffhersteller in den Packungsbeilagen zu befolgen.“

Es ist daher verständlich, dass viele Tierärzte eine „Off-Label-Anwendung“ ablehnen und zum Schutz eures Hundes auf Nummer sicher gehen wollen.

Mittlerweile gibt es aber auch Tests um zu überprüfen ob gegen verschiedene Krankheitserreger wie zum Beispiel Canine Distemper Virus (CDV), Canine Adenovirus (CAV) und Canine Parvovirus (CPV-2), genügend Antikörper vorhanden sind. Ist dies der Fall, kann man darüber nachdenken die Wiederholungsimpfung zu verschieben. Zurzeit sind jedoch bei weitem nicht für alle Krankheitserreger Tests verfügbar. Zudem sind diese Tests zur Antikörperbestimmung sehr teuer.


Diese 10 Fragen zur Impfung unserer Hunde wurden nach bestem Wissen und Gewissen beantwortet. Dieser Text erhebt jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ersetzt nicht das persönliche Gespräch mit dem Tierarzt eures Vertrauens. Weitere Informationen zur Impfung bei Hunden findet ihr auf den Internetseiten der Schweizerischen Vereinigung für Kleintiermedizin (SVK), der österreichischen Tierärztekammer (ÖTK), der ständigen Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) in Deutschland und der internationalen Vaccination Guidelines Group (VGG).