Von außen betrachtet wirken die meisten Dinge gar nicht so herausfordernd wie sie eigentlich sind. Der Sprungturm im Freibad, die Skipiste in den Alpen oder einen Vortrag halten vor versammelter Mannschaft. Wenn man dann jedoch das erste Mal selber auf dem 5 Meter Brett steht, die Piste hinunterschaut oder alleine vor einer leeren Vortragswand steht, sieht die Sache schon ganz anders aus.

Wir üben Hundetrainer sein

So durften wir bei diesem Seminar das erste Mal in die Rolle des Hundetrainers schlüpfen, während ein anderer Seminarteilnehmer den fiktiven Kunden spielte, der mit seinem Anliegen (und Hund) zu uns gekommen ist. So suchten die „Kunden“ Unterstützung in Fragen wie: „Mein Hund zieht an der Leine“, „Mein Hund ist so unaufmerksam“ oder „Mein Hund soll Platz aus der Bewegung machen“. Nun kam es darauf an, die richtigen Fragen zu stellen, den Hund und Halter richtig einzuschätzen, das Ziel für das Training zu definieren, herauszubekommen auf welchem Trainingsstand Hund und Halter sind und natürlich die nächsten Trainingsschritte zu definieren. Das alles passierte unter den wachsamen Augen unseres Trainers und der anderen Seminarteilnehmer. Schnell habe ich gemerkt, dass das kein Zuckerschlecken ist. Und nach der Übung fällt einem ein was man den Kunden noch alles fragen und was man noch alles sagen wollte. Aber zu spät ist zu spät. Der Kunde ist schon weg. Um es mit dem Sprung vom 5 Meter Brett zu vergleichen: Ein Bauchklatscher war mein erster Einsatz als „Hundetrainer“ zwar nicht, aber es gibt definitiv Abzüge in der B-Note. Letztendlich war es ein super Training und kam bei unserer Seminargruppe so gut an, dass wir kurzerhand mit unserem Trainer beschlossen dieses „Trainer-training“ regelmäßig zu machen.

Die harte Kost der Verhaltensforschung

Im Theorieteil behandelten wir diesmal das Thema Ethologie, also die Verhaltensforschung und ihre vielen Untergliederungen. So befasst sich zum Beispiel die Verhaltensphysiologie mit den physiologischen Ursachen des Verhalten, die Verhaltensontogenese mit den unterschiedlichen Verhalten während der gesamten Lebensspanne und die Verhaltensgenetik untersucht den Einfluss der Gene auf unser Verhalten. Natürlich stellen sich für einen Hundetrainer immer die Fragen: woher kommt ein Verhalten? Ist es angeboren oder erlernt? Warum zeigt der Hund dieses Verhalten in dieser Situation? Und wie können wir auf dieses Verhalten im Training einwirken? Um hier den Überblick zu behalten, haben schlaue Wissenschaftler sich die Arbeit gemacht und die Verhaltensweisen des Hundes beobachtet und aufgezeichnet. Später haben sie diese vielen verschiedenen Verhaltensweisen kategorisiert, also in einzelne Schubladen gesteckt. Diese harte und aufwendige Arbeit ermöglicht es uns heute zu beurteilen, ob ein Hund sich zum Beispiel unterwürfig verhält, oder ob er imponiert. Es ermöglicht uns auch, mit Gewissheit festzustellen, dass das Hüteverhalten unser Hütehunde aus dem Jagdverhalten entstanden ist. Die Herkunft und die Ursachen hundischen Verhaltens stellen eine notwendige Grundlage dar, deren Verständnis vorhanden sein sollte, bevor man als Trainer das Verhalten eines Hundes versucht zu beeinflussen.

Des Weiteren behandelten wir Themen über die sozialen Strukturen und die Rangordnung in unserem Hund-Mensch Familienverband. Die Domestikation des Wolfes und auch das Thema Dominanz durfte nicht fehlen. Ganz nach dem Motto: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“, was darauf anspielt, dass viele Grundlagen der späteren Verhaltensweisen früh gelegt werden.

Puuuuh! Der theoretische Teil dieses Seminars war keine leichte Kost. Aber wie heißt es so schön: Wenn’s leicht wär könnt‘s ja jeder.

Eine Übersicht über alle Artikel aus der Serie „Meine Hundetrainerausbildung“ gibt es hier: Hundetrainer in Ausbildung.


Merken