Für mich beginnt das Weihnachtsfest immer zuerst ganz behutsam. Sozusagen auf sanften Pfoten, kaum bemerkbar und unschuldig lugt es um die Ecke. Doch dann nimmt es rasant an Fahrt auf und kommt immer schneller auf mich zu, so dass ich es mit der Angst bekomme könnte. Im Gegensatz zu euch Menschen, erleben wir Hunde Weihnachten wirklich mit allen Sinnen.

Von Ente-Orange-Rotkohl und Räuchermännchen

Ich fühle es durch die vielen Streicheleinheiten. Sehr angenehm! Vor allem am viel zu selten gekraulten Bäuchlein! Mein Dosenfleisch schmeckt nach Hirsch-Preiselbeeren-Süßkartoffeln oder Ente-Orange-Rotkraut. So viel unnötiger Aufwand, wo mir doch ein Stück rohes Fleisch am liebsten wäre! Es riecht nach Plätzchen, Punsch und fiesen Qualm aus den Räuchermännchen. Fast schon zu viel für mein feines Hundenäschen. Wenn Frauchen über diesen „Duft“ schwärmt, wird mir wieder bewusst, dass ihr Menschen ja fast gar nichts riechen könnt.

Ich höre es an den Weihnachtsliedern im Radio. Sehr unangenehm, wenn Herrchen versucht mitzusingen! Ich weiß, ich weiß. Ihr Menschen seid ja auch so gut wie taub. Ich leider nicht. Und ich sehe es, wenn Frauchen die Zimmer schmückt und meine Wohnung abends in ein anheimelndes Licht getaucht wird. Das ist sehr praktisch, da ich dann meinen abendlichen Rundgang nicht im Dunklen machen muss.

Vom nutzlosen Baum und herunterfallenden Kugeln

Ganz nach alter Tradition schmilzt kurz vor Weihnachten draußen der Schnee und ein Tannenbäumchen zieht in meine Wohnung ein. Mein Herrchen sagt immer, dass es eine Nordmanntanne sein soll, weil die weniger nadelt. Das kann ich definitiv nicht bestätigen. Und ich muss es wissen, denn ich bin schon aus rein anatomischen Gründen recht nah am Fußboden. Der Baum steht eigentlich nur im Weg, ist zu nichts zu gebrauchen, wird aber mit bunten Kugeln und allerlei Glitzerzeug behängt. Frauchen freut sich dann wie „schön“ das Bäumchen ist.

Naja. Schön.

Wir Hunde sind da doch viel pragmatischer veranlagt. Zum apportieren zu groß, zu holzig im Geschmack um ihn zu fressen und an ihm Nachrichten für meine Hundekollegen zu hinterlassen, macht ja auch keinen Sinn in meiner eigenen Wohnung. Wer soll denn da vorbeikommen um am Baum zu Schnüffeln? Ständig habe ich dieses Glitzerpapier im Schwänzchen hängen und kaum dreh ich mich mal um, damit ich die Arbeiten in der Küche überwachen kann, fallen diese Kugeln vom Baum. Aber wenn es meinen Menschen so viel Freude bereitet, dann sei es ihnen gegönnt. Wenigstens ist der Baum beleuchtet, so wie man das mit stehenden Hindernissen nun mal macht. Kennen wir ja aus dem Straßenverkehr.

Aber nur weil Weihnachten ist

Der Weihnachtstag macht sich mir immer bemerkbar, wenn Herrchen bei jedem Leckerli und jedem Streicheln, „aber nur weil Weihnachten ist“, sagt. Natürlich wissen wir beide, dass ich mein Leckerli auch bekommen würde, wenn nicht Weihnachten wäre. Aber ich finde das schon irgendwie niedlich von ihm. Genauso niedlich find ich mein Frauchen, wenn sie meine Leckerlis und mein Spielzeug in buntes Papier einpackt und unter den Baum legt. Als ob ich nicht riechen würde was da drin ist. Aber das Auspacken macht immer sehr viel Spaß, denn ich liebe es, wenn es raschelt und knistert. Und so schnell Weihnachten gekommen ist, so schnell ist es auch schon wieder vorbei, wie ein Zug der im Bahnhof nicht hält, sondern durchfährt.

Meine Menschen sagen immer Weihnachten sei das Fest der Liebe. Ich bin mir nicht sicher was das mit beleuchteten Zimmern, eingepackten Leckerlis und Tannenbäumen in meiner Wohnung zu tun hat. Immerhin liebe ich sie auch ohne diese Dinge und zwar jeden Tag im Jahr. Aber sie scheinen an diesem Tag besonders glücklich zu sein und dafür ist es wert meine Wohnung mit einem Baum zu teilen und Herrchens Sangeskünsten zu lauschen.

Bis bald!

Euer Mailo


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