Ich muss gestehen, dass ich gar nicht so genau wusste, was da jetzt eigentlich passiert ist. Aber als ich Google eben dazu befragte, sprang mir schon wieder mehr als einmal das Wort Kampfhund in die Augen. Wann begreifen wir das endlich? Es gibt keine Kampfhunde! Kein Hund dieser Welt wird als beißende Bestie geboren – das ist alles von Menschenhand gemacht! Probleme mit Listenhunden haben nicht vier Beine, sondern zwei.

Aber was ist denn nun eigentlich passiert? Es ist wohl insgesamt schwierig die Situation zu rekonstruieren und ich will mir auch nicht das Recht anmaßen nach falsch oder richtig zu beurteilen.

Wenn ich das anhand von Zeitungsartikeln richtig nachvollziehe, dann sind in der Rüsselsheimer Innenstadt die zwei freilaufenden American Staffordshire Terrier, Kimbo und Tays, von der Polizei erschossen worden. Wenn ich das so höre würde ich natürlich zunächst auch aufschreien und die Polizei verurteilen. Nun war es aber anscheinend so, dass die Hunde oder einer der Hunde – das geht aus den Artikeln nicht so genau hervor – vorher einen Passanten oder zwei – da wiedersprechen sich die Zeitungen – gebissen haben. Warum gebissen wurde, also ob grundlos oder ob die Hunde vorher gereizt wurden, bleibt auch unklar.

Ich habe mich dann gefragt, warum die zwei überhaupt freilaufend in der Rüsselsheimer Innenstadt unterwegs waren? Anscheinend gab es einen Einbruch und die Hunde sind aus einem Geschäft entwischt? Wo waren die Besitzer der Hunde? Und warum sind die alleine in dem Geschäft gewesen? Als Wachhunde? Wären die Besitzer vor Ort gewesen, hätte verhindert werden können, dass die Hunde gleich erschossen werden!

Die ganze Geschichte wurde über Facebook unheimlich hochgepusht. Wer Facebook als soziales Netzwerk kennt, weiß das dort User aller Kategorien unterwegs sind. Jeder weiß, dass es in Gruppen oft schnell ungemütlich werden kann, teilweise ziemlich unter die Gürtellinie geht. Ist ja auch logisch, viele schreiben dort unter einem Nickname und denken wahrscheinlich nicht einmal großartig darüber nach, was sie da schreiben.

Ich kann wirklich jeden Hundehalter verstehen, der sich darüber aufregt! Und ja, auch ich denke, dass Kimbo und Tays auch verloren hatten, weil sie eben keine knuddeligen Goldies waren. Allerdings, wenn ich mich entscheide in Deutschland einen Listenhund zu halten, dann weiß ich, was mir bevorsteht. Dementsprechend sollte ich mich dann auch verhalten und meine Hunde so erziehen, dass von ihnen keine Gefahr ausgeht. Ein großes Problem ist wohl dieses Video, welches im Internet rumgeht – dieses Video zeigt aber nicht die Vorgeschichte mit der Beißerei. Viele Reaktionen auf das Video sind, dass es sich dabei um eine Hinrichtung gehandelt hätte. Wirklich? Ich bin mir da nicht so sicher, will mir aber auch nicht anmaßen das so beurteilen, weil ich war nicht dabei und ich kann das nicht anhand von Videos oder Zeitungsartikeln beurteilen.

Auf Facebook kamen auch die Vorwürfe, dass der verletzte Passant anonym bleiben möchte. Jeder weiß auf welche Art und Weise einige Tierschützer teilweise handeln und ich kann den Passanten absolut verstehen, dass er in seiner Lage anonym bleiben möchte. Am Ende muss er sich noch rechtfertigen, warum er gebissen wurde. Das sich im Übrigen die Hundehalter zu dem Beißvorfall nicht weiter geäußert haben – wenn doch, bitte schick mir jemand den Link – wird gar nicht angesprochen. Warum denn nicht? Mich würde ja schon interessieren, was die Halter dazu sagen? War ihnen bekannt, dass ihre Hunde bissig sind?

Fakt ist, hätte es an diesem Morgen einen Übergriff der Hunde auf ein Kind gegeben, dann hätten wir als Hundehalter, und damit meine ich alle, jetzt ein ganz anderes Problem. Ich glaube keiner von uns Hundehaltern möchte noch mehr Flächen mit Leinenpflicht, noch mehr öffentliche Verkehrsmittel mit Maulkorbpflicht oder ähnliches haben. Und nochmal, der Hund kann nichts dafür! Es ist der Mensch dahinter! Der Ruf der Listenhunde ist mit diesem Vorfall bei den Menschen bestimmt nicht besser geworden – und wer ist am Ende immer der Leittragende? Der Hund. In Rüsselsheim hat es Kimba und Tay das Leben gekostet.

Ich möchte mit diesem Post nicht beurteilen, ob etwas richtig oder falsch war, das kann ich auch nicht, weil ich nicht dabei war, aber ich möchte die Menschen bewegen, Vorfälle kritisch zu betrachten und zu hinterfragen, bevor über soziale Netzwerke eine Shitstorm in diesem Ausmaß ausgelöst wird.